Was ist das?
Underachievment ist die Folge von lang andauernder Unterforderung, aufgrund von nicht erkannter bzw. nicht geförderter (Hoch)begabung. Meist tritt sie nach einem langen, leisen Leidensweg der Betroffenen in Form von Langeweile in Kiga und Schule, Notenabfall, Desinteresse, Schulunlust, Depressionen, Schulangst, Mobbing, Schulverweigerung, Eigenisolation auf. Auch bei Erwachsenen äussert sich Underachievment oft in Depressionen, Tics, Zwängen oder anderen psychischen Erkrankungen.
Underachievment betrifft alle Fähigkeitsniveaus und bezeichnet laut Lehrbuch „die erwartungswidrige Minderleistung eines Menschen in Bezug auf sein eigentlich hohes Potential“. Das heisst, er bleibt trotz seiner hohen natürlichen Veranlagung aufgrund ungünstiger Bedingungen unter seinem tatsächlichen (Leistungs-) Niveau.
Er oder sie kann dann schlicht nicht zeigen, was er oder sie leisten kann, da oft die passenden Angebote für diesen Personenkreis fehlen oder das Potential schlichtweg nicht erkannt wird. Dies betrifft sowohl Kinder und Jugendliche, als auch Erwachsene aller sozialen Schichten.
Das kann das Kind mit Migrationshintergrund sein, welches eine kreative Begabung zeigt. Oder der Junge einer alleinerziehenden Mutter welcher plötzlich verhaltensauffällig wird. Der Herr X, welcher sich beruflich und privat schon viel ausprobiert hat und immernoch nicht das Richtige gefunden hat. Die Nachbarin, welche für alles und jeden eine Lösung hat. Die Frau mit zig akademischen Abschlüssen, usw.
Das Wissen um Hochbegabung war bisher nicht weit verbreitet. Erst das Internet macht den Austausch mit anderen Betroffenen und Fachpersonen heute möglich und somit erfahren viele Erwachsene erst jetzt von ihrer eigenen Hochbegabung. Entweder durch Herausforderungen mit ihrem Kind oder auf anderem Weg. Viele denken keine gute Allgemeinbildung zu haben oder gar dumm zu sein. Meist stellt sich dann doch heraus, dass diese Personen mental hocheffizient sind und dürfen anfangen sich neu zu entdecken.
Warum es schwierig ist, Underachievment zu erkennen
Zum Einen herrscht diesbezüglich Unwissen. Die Aufklärung dazu steckt noch in den Kinderschuhen und braucht unbedingt mehr Aufmerksamkeit und muss zukünftig als fester Bestandteil in Ausbildung und Studium in der Arbeit mit Menschen involviert werden.
Die Medien schaffen zudem ein falsches Bild von Hochbegabten, welches immer ausschließlich im Vorführen von Supergenies einher geht. Auch da darf und muss sich das Bild wandeln und ein neues Bewusstsein geschaffen werden.
Verhaltensauffälligkeiten werden in Kiga und Schule meist defizitär gedeutet und nicht als Signal, dass etwas nicht stimmt in der Umgebung. Vorurteile und pauschalisierte Meinungen sind vorprogrammiert, so dass es sowohl für Betroffene als auch ihre Familien schwer ist, dagegen anzugehen. Viele Eltern werden leider nicht ernst genommen und von „Fachkräften“ belächelt und ignoriert. Leider wissen sie nicht, was sie damit anrichten.
In vielen Fällen von Underachievment und der oft damit verbundenen Schulabstinenz wird Eltern von Nichtfachleuten, aber auch Ärzten zu einem stationären Klinikaufenthalt geraten. Dies ist nicht in jedem Fall empfehlenswert, weil das Personal meist nicht über das entsprechende Wissen zu hochbegabten Kindern und Underachievment geschult ist und somit großer Schaden angerichtet werden kann.
Ziel dieses Aufenthalts ist es, dass das Kind danach wieder in der Lage ist, am gewohnten Unterricht (in unpassender Umgebung) teilzunehmen. Damit ist zwar den Eltern, Ärzten, Lehrern vielleicht geholfen, dem Kind aber meist nicht, da es nicht das bekommt, was es für eine gesunde Entwicklung braucht. –Echtes Verständnis, Vertrauen und entsprechende Förderung in passender Umgebung von Menschen, die es da unterstützen, wo es gezielte Hilfe braucht, um Leistung erbringen zu können.
Schnell wird auch mal ADHS oder eine emotionale Störung, aber auch andere schwere psychische Krankheiten vermutet und diagnostiziert. Mit meist sehr fatalen Folgen für die Betroffenen. Denn steht einmal so eine Diagnose im Raum, ist es verdammt schwer, diese wieder loszuwerden.
Die Folgen
Oft jahrelange Leidenswege der Betroffenen und deren Familien, Falschdiagnosen, Falschbehandlung, Schulabbruch, sozialer Rückzug, sozialer Abstieg, Armut, Traumata, Persönlichkeitsstörungen, usw.
Was kann man tun?
Informieren schafft Verständnis. Da wir selbst Betroffene sind, möchten wir unser Wissen aus über insgesamt 5 Jahrzehnten und mehreren Generationen gern teilen und somit zur Aufklärung beitragen.